F91 Dudelange - S.P. Tre Penne (Champions League)

03.07.2012 von Oliver

1. Qualifikationsrunde Champions League Hinspiel (03. Juli 2012)
F91 Dudelange (luxemburgischer Meister) - S.P. Tre Penne (san-marinesischer Meister) 7:0 (2:0)

Auftakt zur Champions League Saison 2012/13: 
In der ersten Qualifikationsrunde standen sich heute im Stade Jos Nosbaum der Meister und Titelverteidiger der luxemburgischen Nationaldivision F91 Dudelange und der Meister der san-marinesischen "Campionato Sammarines di Calcio" S.P. Tre Penne gegenüber. 

Die Vereinshistorie des F91 Dudelange weist insgesamt 20 Meistertitel aus - damit ist der Verein nach Jeunesse Esch und Racing FC Union Luxemburg (je 28) die dritterfolgreichste Mannschaft Luxemburgs. Die "91" im Vereinsnamen bezieht sich auf das Jahr 1991 als in Dudelange (französisch) bzw. Düdlingen (deutsch) oder Diddeleng (luxemburgisch) die Vereine "Alliance", "Stade" und "US" fusionierten. In der abgelaufenen Saison gelang erfolgreich die Titelverteidigung, man konnte die Konkurrenz aus Esch um 3 und Grevenmacher um 5 Punkte distanzieren und sich somit für die 1. Qualifikationsrunde zur Champions League qualifizieren. Da auf dem Wappen "Dudelange" steht, bleibe ich hier bei der französischen Übersetzung. "Tre Penne" heißt auf deutsch übrigens "drei Federn".

Die bisherige Champions League Bilanz umfasst 24 Spiele, davon 4 Siege - über die 2. Qualifikationsrunde kam man dabei nie hinaus. So wie letzte Saison, als MK Maribor aus Slowenien eine Nummer zu groß war und man insgesamt 1:5 unterlag.
In der Geschichte Deutschlands spielten sie sogar mal um die Deutsche Meisterschaft mit - 1941/42 trat man als "Meister der Sportbereichsklasse Moselland" an, wurde aber vom späteren Deutschen Meister Schalke 04 mit 2:0 schon in der 1. Runde aus der Endrunde geworfen.
Die Gäste wurden in der abgelaufenen Saison zum ersten Mal Meister San Marinos - dort wird am Ende der Saison zwischen den beiden Gruppen eine Play-Off Runde ausgespielt, in deren Finalspiel sie sich gegen den AC Libertas durchsetzten konnten. Für Tre Penne ist es der erste Ausflug in die Champions League. In der Europa League konnte man letzte und vorletzte Saison nach den ersten zwei Spielen schon wieder einpacken, da sowohl der serbische Vertreter FK Rad als auch der bosnisch-herzegowinische Vertreter aus Mostar mit insgesamt 1:9 bzw. 3:13 in jeweils 2 Spielen mehr als nur eine Nummer zu groß war. 

Die Partie im Stade Jos Nosbaum wurde um 18:30 Uhr angepfiffen - arbeitsbedingt ging es um 15:15 Uhr auf die Autobahn, bei etwa 235 Kilometer Strecke war noch nicht mal Eile geboten, um 16:00 Uhr passierten wir Mayen und um 16:19 Uhr ploppte zum ersten Mal "Luxembourg" im Navi auf - wenig später auch auf dem ersten Straßenschild. Die Grenze wurde um genau 17:00 Uhr überfahren, fährt sich sehr angenehm auf luxemburgerischen Autobahnen, auch wenn es 25 Kilometer vor Dudelange den ersten zähfließenden Verkehr gab. Auf der "Route de Zoufftgen" etwa 2 Kilometer vor dem Zielpunkt war dann zum ersten Mal für einige Minuten Stillstand angesagt, schien allerdings mehr mit der sehr kurzen Ampelschaltzeit als mit einem Stau zum Spiel zu tun zu haben. Die Anfahrt zum Stadion erfolgt bergauf und direkt in der Kurve hatte der Ordnungsdienst die Zufahrt gesperrt... nicht ganz so clever, da auch nur relativ wenig Platz zum Wenden war. Der freundliche Ordner, der beim Anblick des Siegburger Kennzeichens ein wenig komisch guckte, versuchte uns in einer Kombination aus deutsch, französisch und (wahrscheinlich) luxemburgisch zu erklären, dass wir bitte umdrehen sollen und unten im Ort parken sollten, da es Shuttlebusse geben würde. Da eine schmale steile Straße (Rue des Fleurs) neben der Stadionzufahrt erblickt wurde, entschieden wir uns erst mal diese zu nutzen, wenden kann man ja auch noch später. Nach etwa 500 Meter tat sich auf der rechten Seite eine große Wiese auf, die bereits zwei Einheimische als Parkplatz nutzen, also stellten wir uns dazu und konnte so direkt den ersten Schnappschuß vom Stadion machen.

Der Weg zum Stadion war demnach denkbar kurz, so dass wir über die Rue Stadion Nosbaum direkt zum Stadioneingang kamen.

 
Eintrittskarten wurden rechts am Schalter gekauft, bei 20.- € für die Haupttribüne wurde kurz geschluckt... aber es ist ja immerhin Champions League! Im Stadion war dann auf der linken Seite eine kleine aber gut ausgestattete Fanartikelbude, ein Schal für die Sammlung musste selbstverständlich auch noch erstanden werden... aufgrund der warmen Temperaturen wurde er allerdings nicht angezogen.

 

Die unüberdachte Gegengerade war mit blauen Sitzschalen versehen, die überdachte Haupttribüne aus Holz mit roten Sitzschalen (5 reihig). Die Suche des Sitzplates brachte einige Probleme mit sich, da nur jeder vierte Platz beschriftet war und die  Nummerierungen ziemlich durcheinander liefen... ein älterer Herr bemerkte wohl den etwas prüfenden Blick zwischen Eintrittskarte und Sitzschalen und wies uns mit einer Handgeste darauf hin, dass es hier wohl doch eher freie Platzwahl gibt.

Hinterm Tor der Gäste, wie sich bei einer genaueren Inspektion in der Halbzeitpause ergab, waren einige Gärten angelegt und direkt hinter der Haupttribüne ebenfalls... regelmäßiger Balleinschlag dürfte damit unvermeidlich sein - auch weil die Fangzäune nicht allzu hoch waren.

Um 18:25 Uhr betraten beide Mannschaften den Rasen und nach den obligatorischen Pressefotos war um 18:27 Uhr alles für den Anstoss bereit - der Schiedsrichter aus Malta, ein sehr kommunikativer Herr, wollte/musste aber pünktlich anfangen, so dass sich die Spieler noch drei Minuten die Beine in den Bauch standen bzw. die Gäste aus San Marino in den blau-weiß gestreiften Trikots, die optisch an die der argentischnischen Nationalmannschaft erinnerten, noch schnell einen zweiten Ball ins Spiel brachten um sich die Zeit zu vertreiben.

 

In der ersten Viertelstunde passierte nur sehr wenig, die Hausherren machten klar das Spiel und die Gäste wirkten mit dem Flügelspiel des luxemburgischen Meisters deutlich überfordert - nach vorne brachten sie nichts zu Stande. Auf der rechten Seite wurde dann auch die Anzeigetafel (mit rückwärtslaufender Spielzeit) endeckt.
Auf dem Rasen prüfte Dudelange in der 18. Minute den Gästekeeper mit einem Distanzschuß, kurz darauf gab es die erste kurze Behandlungspause, was den Gang zum Getränkestand unterhalb der Tribüne ermöglichte. Aufgrund des warmen Wetters gab es Wasser (1,50 €) bzw. später Cola (2.- €)... der 0,75 Liter Champagner wurden ignoriert, wir waren ja schließlich mit dem Auto da.

In der 24. Minute kam Tre Penne nach einem missglückten Pressschlag in der Dudelanger Hintermannschaft zum ersten Mal vors Tor, der Torwart war aber auf seinem Posten. Nur eine Minute später klatschte ein 25 Meterschuß der Hausherren vom Innenpfosten über die Linie und das 1:0 war perfekt. Das 2:0 sollte nur fünf Minuten auf sich warten lassen, nach einem Eckball wurden die Gäste mustergültig ausgekontert.

 

Dudelange behielt das Heft in der Hand, die Gäste wirkten, vor allem die Abwehrspieler, schlicht und einfach überfordert. In der 41. Minute sollten sie durch einen Freistoß ihre erste Torchance haben, der Schuß ging knapp links unten am Tor vorbei - Dudelanges Keeper wäre an den Ball allerdings rangekommen.

 

In der Halbzeitpause wurden vier Spieler verabschiedet, zwei davon kamen uns bekannt vor, da sie die erste Halbzeit direkt vor uns saßen. Einer davon war Tomasz Gruszczynski, der mit tosendem Applaus und einem Strauß Blumen verabschiedet wurde - laut Internet erzielte er für Dudelange in 191 Spielen 116 Tore... nicht die schlechteste Quote.

Die Gegengerade, die ohne Probleme, Kontrollen oder gar Tore zu erreichen war, wurde dann mehr unter die Lupe genommen... deutlich mehr Beinfreiheit als auf der Haupttribüne - dafür aber auch deutlich mehr Sonneneinstrahlung.

  

Nach dem Wiederanpfiff erhöhten die Hausherren durch einen Kopfball aus kürzester Distanz auf 3:0 (47. Minute) und legten durch einen weiteren Kopfballtreffer nach einem langen Einwurf das 4:0 (50. Minute) nach. Drei Minuten später sorgte ein Schuß von außerhalb des Strafraums für den fünften Treffer. Auch die beiden geehrten Spieler nahmen wieder ihren Platz auf der Tribüne ein und riefen einige Male irgendwas in Richtung von Dudelanges Torwart... wahrscheinlich sollte er aufpassen, dass er bei dem ganzen Rumgestehe keinen Sonnenbrand bekommt - viel zu tun hatte er heute nicht.
Einige Paraden von Tre Pennes Schlußmann verhinderten dann ein noch schlimmeres Debakel - in der 67. Minute und 69. Minute musste er für seine Abwehrspieler, die mehr neben den gegenerischen Spielern herliefen als sie wirklich ernsthaft zu behindern, klären. Vier Minuten später wurde ein eigener Spieler im Strafraum angeschossen und verhinderte so das 6:0, nur wenige Augenblicke später war Dudelange erneut gefährlich vor dem Tor - wenn die heute ihre Chancen nur ein wenig besser genutzt hätten und der Torwart sich dem Niveau seiner Vorderleute angepasst hätte... keine Ahnung was der höchste Sieg in der Geschichte der Champions League ist, aber hier hätte er heute aufgestellt werden können.

 
In der 77. Minute dann das schier unglaubliche - Tre Penne kommt über die rechte Seite nach vorne vor das gegnerische Tor, halbhoher Heber, der Torwart ist geschlagen - aber ein artistisch klärender Verteidiger verhinderte den unverdienten Ehrentreffer und Dudelange legte im direkten Gegenzug das 6:0 nach - passenderweise durch ein Eigentor eines Abwehrspielers.
In der 89. Minute konnte sich Tre Pennes Torwart, der auch zum Aufgebot der Nationalmannschaft San Marinos gehört, erneut auszeichnen als er einen Kopfball noch über die Latte lenken konnte. Kurz vor Ende der Nachspielzeit durfte er den Ball aber erneut aus dem Tornetz holen. 7:0. Mehr als verdient.

Die Mannschaften verschwanden recht schnell in der Kabine, noch einige Schnappschüsse vom Stadion und dann machten wir uns auch auf den Rückweg - schöner Tagesausflug und sicherlich nicht der letzte Besuch im Großherzogtum.

 

Das Rückspiel findet in genau einer Woche, am 10. Juli um 20:30 Uhr im Stadio Olimpico in Serravalle statt, dürfte aber nach dem heutigen Schützenfest mehr den Charakter eines Freundschaftsspieles haben.
In der 2. Qualifkationsrunde wartet bereits Österreichs Meister, Red Bull Salzburg. Vertreter aus der Bundesliga greifen übrigens erst ab der "Play-Off Runde", der vierten und letzten Qualifikationsrunde, in den Wettbewerb ein.
 

Aufstellung F91 Dudelange:
J. Joubert, J. Prempeh, M. Martino (65. L. Zeghdane), J. Tournut, B. Payal (57. G. Hug), A. Joachim, J. Kitenge (57. D. Gomez), S. Benzouien, J.-S. Legros, B. Melisse, T. Steinmetz.
Trainer: Didier Philippe

Aufstellung S.P. Tre Penne:
F. Valentini, G. Bonini, F. Baschetti, P. D'Orsi, M. Tamburini (85. L. Nanni), E. Cibelli, N. Chiaruzzi, D. Pignieri (57. M. Valli), G. Cardini, A. Gasperoni (76. M. Rossi), M. Marani.
Trainer: Stefano Ceci

Torfolge:
 1:0 B. Melisse (25.)

 2:0 S. Benzouien (30.)

 3:0 J.-S. Legros (47.)

 4:0 A. Joachim (51.)

 5:0 S. Benzouien (53.)

 6:0 P. D'Orsi (78., Eigentor)

 7:0 A. Joachim (90. / Nachspielzeit)


Verwarnungen:

 33. A. Marani (Tre Penne, Foulspiel)

 43. A. Gasperoini (Tre Penne, Foulspiel)

 44. G. Cardini (Tre Penne, Foulspiel)

 75. G. Hug (Dudelange, Foulspiel)

 

Zuschauer: 1.070 (im Stade Jos Nosbaum in Düdelingen / Dudelange)



Chancen:
16:2 (5:1)
Ecken: 6:1 (3:1)

Weitere Ergebnisse der 1. Qualifkationsrunde (Hinspiele) zur Champions League 2012/13:
Valetta FC (Meister Malta) - FC Lusitanos (Meister Andorra) 8 : 0
Linfield FC (Meister Nordirland) - B36 Torshavn (Meister Färöer-Inseln) 0 : 0

Nachtrag vom 24. Juli 2012:
Nachdem Dudelange das Rückspiel in San Marino mit 4:0 gewinnen konnte, traf man in der 2. Runde auf Red Bull Salzburg die man nach einem 1:0 im eigenen Stadion und einem 3:4 in Salzburg aus dem Wettbewerb werfen konnte und jetzt auf den slowenischen Vertreter NK Maribor trifft.

Nachtrag vom 09. August 2012:
NK Maribor war auch zugleich Endstation für Dudelange - nach einem 1:4 in Maribor endete das Spiel auf eigenem Platz mit 0:1.

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